Die Chaosforschung bedient sich des dreigliedrigen
Pendels um unberechenbare Prozesse - die Wissenschaft spricht von
nichtlinearer Dynamik - zu veranschaulichen.
In der
Auseinandersetzung mit dem dreigliedrigen Pendel suchte ich eine
künstlerische Wiedergabe des Phänomens Unberechenbarkeit.
Beim
herkömmlichen dreigliedrigen Pendel heben sich entgegengerichtete
Drehmomente auf und bremsen das Pendel schnell ab.
Nicht so bei der
Pendelskulptur.
Hier führen lediglich geringfügige Reibungsverluste allmählich
zum Stillstand bzw. zum Erreichen des
Gleichgewichtszustandes. Drehungen, Schwingungen, spontan abgebremst
und sogleich wieder beschleunigt erzeugen ein Spiel der Farben und
Formen. In ihren Bewegungsabläufen verschmelzen die Farben der
Figuren. Sie lösen sich auf und erschaffen für den Bruchteil von
Augenblicken Bilder, die im nächsten Moment wieder verlöschen.
Die Dynamik der Formen, Symmetrien, Asymmetrien, Bewegungen und
Linien verwirren und faszinieren zugleich. Dabei verleiht die hintere
größere Figur im stetigen Wechselspiel den vor ihr gelagerten Körpern
Antrieb und Energie. Die Bewegungen streben dem Stillstand zu und
wollen doch scheinbar nicht verlöschen.
Nur im Zustand des Gleichgewichtes erscheinen die Formen der
Figuren geordnet und klar.
[Betrachten und
Agieren]
Der Dialog des Betrachters findet bei diesem kinetischen Objekt in
mehreren Ebenen statt. Im Zustand des Gleichgewichtes zeigt die
Pendelskuptur ihre Konturen und Farben. Über die Aufforderung zum
Antreiben der Figuren entwickelt sich Betrachten zum Agieren. Durch die
Intensität des Agierens beeinflusst der Betrachter das Verhalten der
schwingenden oder rotierenden Figuren. Der Betrachter beeinflusst die
Bewegung und ist doch nicht fähig, diese zu kontrollieren.
Der Tanz
der Kräfte und Schwerpunkte entfaltet sich vor dem Betrachter sobald
die beweglichen Figuren von erhöhter Position freigegeben werden. Auf
geheimnisvolle Weise werden durch ihre unberechenbaren Bewegungen immer
wieder neue Farben und Formen im Auge des Betrachters erzeugt. Im
Zusammenspiel vereinigen sich Rhythmus, Schwingung und
Spontanität.
Untereinander kommunizierend pendeln und drehen sich die
Figuren bis sanft ausschwingend ihr Lauf in ruhender Ästhetik
erstirbt.
Stillstand zeigt dem Betrachter die Begrenztheit seines Tun.
Stillstand provoziert den Betrachter zum Tun. Beim Betrachter bleibt der
Eindruck der entfesselten Bewegungen sowie eine Ahnung vom erneuten Tanz
der Formen wenn sie nur bewegt werden.
Genuss finden an Agieren, Betrachten und Staunen gehören zum
Wesen der Pendelskulptur.
Das Geheimnis der Unberechenbarkeit bleibt.
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